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50 Jahre Studies in Ethnomethodology – 100 Jahre Harold Garfinkel

Vor 50 Jahren erschienen Harold Garfinkels Studies in Ethnomethodology, die – trotz (oder wegen) heftiger Kritiken und Kontroversen – heute zu den einflussreichsten und bedeutsamsten soziologischen Werken der Fachgeschichte zählen. Als er die Studies publizierte, war Garfinkel 50 Jahre alt, was uns nun veranlasst, den doppelten Geburtstag „50 Jahre Studies in Ethnomethodology – 100 Jahre Harold Garfinkel“ mit einer Konferenz zur deutschsprachigen Vorgeschichte, Wirkung und Rezeption des Werks und der Person zu würdigen. Zugleich dient die Konferenz als „Book Launch“ der ersten deutschen Übersetzung der Studies, die gegenwärtig in Arbeit ist und pünktlich zum doppelten Jubiläum beim Campus-Verlag (Frankfurt/Main, New York) erscheinen wird.

Ziel der Konferenz ist eine erneute Diskussion der begrifflichen und theoretischen Bedeutung der Studies in Ethnomethodology – nicht zuletzt auch angesichts der jüngeren Wiederentdeckung der Ethnomethodologie im Rahmen der Science and Technology Studies, der Praxistheorie oder der Akteur-Netzwerk-Theorie. Diese breitere Wieder- und Neuentdeckung der Ethnomethodologie wird – nach Jahren der fruchtbaren, aber einseitigen Rezeption etwa im Bereich der Methodologie und der interaktionalen Linguistik –auch der ursprünglichen Intention der Studies als eines sozialtheoretischen Buchs wiederzunehmend gerecht. Wie in Garfinkels Vorwort nachzulesen ist, liegt die Ambition des Buches keineswegs in einer mikrosoziologischen Spezialisierung, sondern im Versuch, die Soziologie insgesamt vom Kopf auf die Füße des praktischen alltäglichen Wissens, Handelns, Argumentierens und Arrangierens zu stellen.

Die einzelnen Kapitel der Studies sollten im Rahmen dieses Programms dazu beitragen, die eingeschliffenen „Ebenen“ bzw. besser: Maßstäbe (Interaktion/Praxis, Organisation/Institution, Gesellschaft/Kultur) sowie Grundbegriffe (Norm, Rolle, Identität, etc.) der Soziologie ethnomethodologisch zu reformulieren. Eine entsprechende systematische Lektüre des Buchs wurde allerdings nur selten verfolgt. Aus diesem Grund laden wir die einzelnen Konferenzbeiträge dazu ein, sich auf jeweils ein Kapitel, eine theoretische Aussage oder einen konstitutiven Begriff der Studies zu konzentrieren, um die Stellung der Publikation in der Geschichte der Soziologie und Ethnomethodologie gemeinsam neu zu beurteilen oder an einem konkreten Phänomen zu reformulieren. Auf der Basis der Konferenzbeiträge soll im Anschluss ein Band zu den konzeptuellen und theoretischen Grundlagen der Studies in Ethnomethodology entstehen.