Projekt: Postmigrantischer Alltag in Familien mit Migrationsgeschichte

Das Projekt untersucht die gegenwärtige Einwanderungsgesellschaft Deutschlands kultursoziologisch. Es fragt nach den praktischen und diskursiven Grundlagen der Einwanderungsgesellschaft, indem es den postmigrantischen Alltag von Familien mit Migrationsgeschichte zum Ausgangspunkt nimmt. Familien stellen einen Ort der verdichteten Beobachtung von Gesellschaft dar, der soziologisch besonders deutlich beschrieben werden kann.

Mittels qualitativer und insb. video-ethnografischer Methoden dokumentieren wir den postmigrantischen Alltag unterschiedlicher Familien und nehmen dabei auch das Umfeld der Familien mit in den Blick. Der dokumentierte Alltag innerhalb und außerhalb der Familie wird von uns kultursoziologisch reflektiert, um analytisch nach gesellschaftsrelevanten Erfahrungsdimensionen, Bedingungen und Faktoren zu fragen.

Während bereits Umfrageforschungen über den postmigrantischen Alltag durchgeführt wurden, um „postmigrantisches Deutschsein“ (Foroutan et al.) statistisch zu erfassen, wissen wir bislang wenig darüber, wie sich das postmigrantische Alltagsleben in Familien tatsächlich gestaltet, wie es sich für die Familienmitglieder auch außerhalb ihrer Familien z.B. in unterschiedlichen Institutionen vollzieht und wie subjektive Erfahrungen und gesellschaftsrelevantes Wissen in „postmigrantische Lebensentwürfe“ (Yildiz) transformiert werden. Unser Projekt fokussiert daher empirisch auf Praktiken und Diskurse postmigrantischer Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung, um implizites und explizites postmigrantisches, also gegen-hegemoniales Wissen über das gegenwärtige gesellschaftliche Leben in Deutschland zu beschreiben. Migration und Migrationserfahrung wird dabei nicht mehr als eine marginale Erfahrung einzelner Mitglieder, sondern als für die Gesellschaft zentrales Phänomen und als Grundlage von Vergesellschaftung verstanden, deren Innenperspektive kultursoziologisch und video-ethnografisch am Beispiel von Familien mit Migrationsgeschichte untersucht wird.


Projektleitung

Mitarbeiter:innen

Publikationen

Christian Meier zu Verl & Christian Meyer (in Vorbereitung): Caressing, scuffling, playful slapping: Haptic socialization and the negotiation of corporeal boundaries in family intimacy. In: Jürgen Streeck & Julia Katila (eds.): Touching and Being Touched. Oxford: Oxford University Press.

Selçuk Çiloğlu, Christian Meier zu Verl & Baha Ocak (im Erscheinen): Postmigrantische Ethnografie: Methodologische Anmerkungen zur Übersetzung sozialer Phänomene. In: Ulrike Deppe et al. (Hg.): An den Rändern der Methoden. Methodologische Reflexionen qualitativer Bildungs- und Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS. 27 S.

Axel Salheiser, Maria Alexopoulou, Christian Meier zu Verl & Alexander Yendell (Hg.) (2024): Die Grenzen des Zusammenhalts: Wie Inklusion und Exklusion zusammenhängen. Frankfurt a.M.: Campus. Link: https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/die_grenzen_des_zusammenhalts-17763.html und https://content-select.com/de/portal/media/view/63f49cbb-22f8-4994-94ec-4c94ac1b000f

Christian Meier zu Verl, Baha Ocak, Tekin Yasar & Christian Meyer (2024): Postmigrantischer Alltag. Wissen und Interaktion als Grundlage des Zusammenhalts in der Einwanderungsgesellschaft. In: Axel Salheiser et al. (Hg.): Die Grenzen des Zusammenhalts. Frankfurt a.M.: Campus. S. 187-218. [preprinthttps://content-select.com/de/portal/media/view/63f49cbb-22f8-4994-94ec-4c94ac1b000f

Christian Meier zu Verl, Christian Meyer & Hanna Grauert (2024): Hermeneutiken des Verdachts. Institutionelle Diskriminierungspraktiken und Rassismus in öffentlichen und privaten Räumen der post-migrantischen Gesellschaft. Eine videoanalytische Untersuchung. In: Matthias Middell (Hg.): Varianzen des Zusammenhalts. Frankfurt a.M.: Campus. S. 393-424. https://content-select.com/de/portal/media/view/63f49cb9-c6f0-445a-9e61-45e0ac1b000f

Sandrine Gukelberger, Christian Meier zu Verl & Christian Meyer (2023): Die dreifache Prozessualität des Körpergedächtnisses. Methodologische Implikationen videoethnografischer Forschungen zu verkörperten Erinnerungen und epistemischen Praktiken. In: Gerd Sebald et al. (Hg.): Sozialwissenschaftliche Methoden und Methodologien: Temporalität – Prozessorientierung – Gedächtnis. Wiesbaden: Springer VS. S. 265-294. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41914-1_13

Christian Meier zu Verl, Christian Meyer, Baha Ocak & Tekin Yasar (2023): Sozialisation und die Reflexivität von Kultur in der Einwanderungsgesellschaft. Eine videoethnografische Untersuchung des familiären Alltags in postmigrantischen Familien. In: Ullrich Bauer & Baris Ertugrul (Hg.): Sozialisation und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Frankfurt a.M.: Campus. S. 267-300. https://content-select.com/de/portal/media/view/63f49cb5-3338-48f9-9b28-499eac1b000f

Vorträge/Workshops/Konferenzen

Christian Meier zu Verl: Das Postmigrantische und die Beobachtbarkeit kultureller Differenzen, Jahreskonferenz der Türkisch-Deutsche Universität Istanbul (30.11.24)

Projektworkshop zu (post)migrantischen Verhältnissen mit Dariuš Zifonun (Philipps Universität Marburg), Universität Konstanz (27.-28.6.24)

Projektworkshop zum Postmigrantischen Alltag mit Erol Yildiz (Universität Innsbruck), Universität Konstanz (24.10.2023)

Projektworkshop zum Familienalltag aus interaktionssoziologischer Perspektive mit Sarah Hitzler (Universität Bielefeld) & Jonas Kramer (Universität Bielefeld), Universität Konstanz (27.4.-28.4.2023)

Christian Meier zu Verl, Baha Ocak, Mina Rescho & Tekin Yasar: Intimacy in Post-Migrant Families, BZQM Research Workshop, PH Thurgau, CH (20.4.23)

Ines Grau, Kathrin Leipold, Christian Meier zu Verl & Anna Pollmann: Interdisziplinärer Workshop zu Migration als Perspektive: Das „Postmigrantische“ in Wissensordnungen und gesellschaftlicher Praxis, FGZ Konstanz (20.-21.4.23)

Hanna Grauert, Christian Meier zu Verl, Christian Meyer & Tekin Yasar: Gesellschaftlicher Zusammenhalt und rassifizierte Differenzmarkierungen in Institutionen der Einwanderungsgesellschaft, Workshop Varianzen des ‚Zusammenhalts’: Historische und vergleichende Perspektiven auf (globale) Konzepte, Institutionen und Praktiken, FGZ Leipzig (3.2.23)

Tekin Yasar & Christian Meier zu Verl: Doing „becoming a citizen“. Eine postmigrantische Ethnografie über Bedingungen von Teilhabe und Zugehörigkeit in der deutschen Einwanderungsgesellschaft, Ad-hoc-Gruppe Polarisierte Debatten um Citizenship und Zugehörigkeit: Inklusion und Exklusion in der postmigrantischen Gesellschaft, 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Universität Bielefeld (29.9.22)

Christian Meier zu Verl & Baha Ocak: Alltagsbeobachtungen von Differenz und Common-Sense in postmigrantischen Familien, Ad-hoc-Gruppe Interaktionen zwischen Spaltung und Zusammenhalt: Videoanalysen polarisierter Welten, 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Universität Bielefeld (28.9.22)

Christian Meier zu Verl & Christian Meyer: Touch and Intimacy in Post-Migrant Families, International Symposium on The Importance of Touch During the Time of COVID, UT Austin, Texas (23.9.22)

Christian Meier zu Verl: Deutschland als Einwanderungsgesellschaft, Panel Gesellschaftlicher Zusammenhalt im Licht multipler Aus- und Einschlüsse, Jahreskonferenz des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, FGZ-Bremen (15.7.22)

Abschlussarbeiten

Baha Ocak (2023): Die Beobachtung kultureller Differenz in der postmigrantischen Gesellschaft, Bachelorarbeit, Fachbereich Geschichte und Soziologie, Universität Konstanz (Betreuer: Dr. Christian Meier zu Verl)

Tekin Yasar (2024): Die Vermittlung von praktischen Wissensbeständen im Prozess der Aufenthaltsgestattung, Bachelorarbeit, Fachbereich Geschichte und Soziologie, Universität Konstanz (Betreuer: Dr. Christian Meier zu Verl)

Weitere empirische Einblicke

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