Seminare, Exkursion, Aufbau
Seminare
Im Sommersemester 2024 haben Studierende des MA Ethnologie und Soziologie, des MA Globale Europastudien, des MA Literaturwissenschaft, des BA Literaturen-Kulturen-Sprachen und des BA Literatur-Kunst-Medien die Seminare "Erinnern und Gedenken. Das Unbeschreibliche erzählen“ (Dr. Sarah Seidel, Literaturwissenschaft) und "Narrative Ethnographie" (Dr. Maria Lidola, Ethnologie) besucht. Aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven näherten sie sich dem Massaker von 1944 sowie dessen multiple Aufarbeitungen. Ebenso beschäftigten sich die Studierenden mit Erinnerungs- und Erzähltheoretischen Ansätzen in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Kurse wurden im zweiten Teil des Semesters zu einem gemeinsamen Projektorientierten Seminar zusammengeführt. In einem zweitägigem Workshop "Ethnographisch Filmen" führte der Kameramann Mark Dölling die Studierenden in die Arbeit mit Kamera und Mikrofon ein. Die Sprachtrainerin Julia Katterfeld gab den Studierenden ebenfalls in einem zweitägigen Workshop Einblicke in die Themen Schreiben für das Ohr, Einsatz der Stimme und Mikrofonhygiene.
Exkursion
Im Mai 2024 lernten die Studierenden während einer einwöchigen Exkursion nach Norditalien die Überlebenden des Massakers Siria und Adele Pardini, Enio Mancini, Mario Marsili, Mario Ulivi und Giuseppe Cordoni sowie Kinder und Ekelkinder der Überlebenden kennen. In gemeinsamen Gesprächsrunden mit den Überlebenden, in ihren jetzigen wie früheren Wohnräumen, an öffentlichen wie auch ganz privaten Gedenkstätten und in alltäglichen Handlungen des Gedenkens durften die Studierenden an den Erinnerungs- und Erzählweisen der Sant'Annini teilhaben. Ebenso erhielten sie auf geführten Wanderungen rund um Sant'Anna Eindrücke der Umgebung und ihrer Geschichten. Der Militäroberstaatsanwalt Marco DePaolis, der Politiker und Künstler Carlo Carli, die Künstlerin Irene Lupi, der Präsident und der erste Sekretär des Überlebendenverbandes Umberto Mancini und Graziano Lazzeri und weitere Aktivst:innen ergänzten die Erzählungen über das Massaker, dessen Überleben und Leben danach sowie den Umgang damit in den letzten Jahrzehnten in Politik, Kunst und Gesellschaft. All dies dokumentierten die Studierenden in Video, Foto, Audio. In Deutschland trafen sich Studierenden mit Aktivist:innen, so der Anwältin der Überlebenden in Deutschland, Gabriele Heinecke, Eberhard Frasch von Die Anstifter und Antonia Autzen vom Campo della Pace. Sie führten ebenfalls Interviews mit dem Filmemacher Jürgen Weber und dem Schriftsteller Michael Göhring. Zum Ende des Lehrprojektes reisten einige Studierende für den Aufbau der Ausstellung in der Fabbrica dei Diretti für eine Woche nach Sant'Anna di Stazzema. Dort begleiteten sie filmisch das Stille Gedenken am Vorabend und die offiziellen Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestages des Massakers vom 12.August 1944.
Vorbereitung und Aufbau der Ausstellung in Sant'Anna (August 2024)
In mehreren thematischen Projektgruppen erarbeiteten die Studierenden im zweiten Teil des Semesters die Exponate für die multimediale Ausstellung. In einer "imaginären" Begehung wurden Ideen der Umsetzung im Raum experimentell erprobt. Nach Semesterende fuhren Studierende im August 2024 für eine Woche nach Sant'Anna di Stazzema, um dort zusammen mit Andreas und Andrea Reinl (a2r:media) die Ausstellung in der Fabbrika dei Diretti aufzubauen. Am 11. August 2024 wurde die Ausstellung unter dem Titel "Raccontare la sopravvivenza. Sant'Anna di Stazzema, 12 agosto 1944/2024" zusammen mit der Überlebenden Adele Pardini, dem Präsidenten der Associatione Martiri di Sant'Anna di Stazzema Umberto Mancini sowie im Beisein der Generalkonsulin Susanne Welter, des Generalstaatsanwaltes Marco DePaolis, des Vorsitzenden des Parco Nationale della Pace Michele Morabito sowie vielen in der Ausstellung vertretenen Personen eröffnet.