Gründungsworkshop AG „Methoden“ in der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie der DGS (25.-26. Januar 2019)

An dieser Stelle werden zu einem späteren Zeitpunkt Informationen zum Programm und organisatorisches veröffentlicht.

Call for Papers für den Workshop:

Gegenwärtige gesellschaftliche Transformationsprozesse sind insbesondere durch spannungsgeladene Wechselbeziehungen zwischen sozialer Inklusion und Exklusion, zwischen Nähe und Distanz sowie zwischen Homogenität und Diversität gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang gewinnen nicht nur räumliche Bedingungen sozialen Handelns zunehmend an Bedeutung, etwa in Form der Markierung einer sozialen und ökonomischen Gemeinschafts- oder Gesellschaftsordnung. Auch räumlich spezifische Infrastrukturausstattungen, Bildungs-, Gesundheits-, Freizeiteinrichtungen oder Umwelt-bedingungen können Standortofferten darstellen, deren Nutzung bestimmten sozialen Gruppen vorbehalten ist. Unterschiedliche individuelle Ausstattungen mit sozialem, ökonomischem und Humankapital sind zentrale Determinanten komplexer räumlicher Verortungsprozesse wie der Segregation und der Gentrifizierung. Insofern Zugänge zu sozialen, ökonomischen und kulturellen Lebens- und Teilhabechancen häufig über räumliche Distanzen und Begrenzungen gesteuert werden, ist die Fähigkeit diese zu überwinden zugleich raumbezogene Ursache als auch Ausdruck sozialer Ungleichheit.

Die Analyse der Bedeutung räumlicher Bedingungen sozialen Handelns entwickelte sich aufgrund verfügbarer Daten und Methoden vom Vergleich sozial-räumlicher Einheiten hin zum Einbezug der Individualebene mittels Mehrebenenanalysen. Inzwischen gibt es in der Soziologie neue raumbezogene Daten und Methoden, die eine Re-Analyse alter Fragen unter Vermeidung von methodischen Problemen erlauben und zugleich Wege zur Verfolgung spannender neuer Fragestellungen aufweisen, indem die genaue geografische Verortung der untersuchten Individuen verwendet wird.

Zu diesen neuen Daten und Methoden zählen etwa Geografische Informations-Systeme samt geeigneter statistischer Analyseverfahren, Daten zu den unmittelbaren kleinräumigen Kontextmerkmalen von Individuen und Haushalten, oder die Kombination verschiedener Methoden in Form von Mixed-Methods-Ansätzen. Auch ergeben sich aufgrund räumlicher Gegebenheiten oft Möglichkeiten zur Durchführung natürlicher Experimente oder es können räumliche Bedingungen in Surveyexperimenten systematisch variiert werden. 

Bisher werden in der Soziologie innovative räumliche Daten und Analysemethoden jedoch noch wenig eingesetzt und zudem nur selten mit den zugrunde liegenden theoretischen Mechanismen verknüpft. Die Nutzung raumbezogener Daten und die Anwendung einschlägiger Methoden gehören nicht zum Standard soziologischer Ausbildung und sind auch theoretisch noch unzureichend reflektiert. Zudem werden raumbezogene Daten und Methoden zunehmend in soziologischen Forschungsrichtungen jenseits der Stadt- und Regionalsoziologie genutzt, etwa in der sozialen Ungleichheitsforschung, in der soziologischen Bildungs- und Arbeitsmarktforschung oder der Migrations- und Integrationsforschung.

Das Ziel der zu gründenden AG "Methoden“ in der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie soll daher sein, einerseits auf die gestiegenen Möglichkeiten der soziologischen Nutzung raumbezogener Daten und Methoden aufmerksam zu machen und andererseits Erfahrungen, Expertise und Ideen von Soziologinnen und Soziologen unterschiedlicher Forschungsrichtungen zusammenzubringen. Die AG soll eine formale Diskussionsplattform für den fachlichen Austausch und zur Vernetzung zwischen Forscherinnen und Forschern unterschiedlicher Forschungsstandorte bieten. Auf diese Weise soll das in der deutschsprachigen Soziologie vorhandene Forschungspotenzial gefördert und Synergien auch über die Stadt- und Regionalsoziologie hinaus erzeugt werden.

Der Gründungsworkshop soll die Form einer Forschungswerkstatt haben, in der die Teilnehmenden Berichte über Vor- und Nachteile bei der Anwendung raumbezogener Daten und Methoden in jeweils spezifischen Bereichen vorstellen und reflektieren. Ebenso sind grundlegende methodologische Beiträge zu verschiedenen oder ausgewählten Methoden der Stadt- und Regionalsoziologie willkommen. Wir erwarten dabei keine fertigen Forschungsergebnisse, sondern möglichst konkrete Einblicke in die jeweilige methodische Vorgehensweise, Probleme und Lösungsansätze. So können die Teilnehmenden voneinander lernen und gegenseitige Expertise für gemeinsame weitere Forschung identifizieren. Darauf aufbauend sollen zukünftige Aktivitäten und Austauschformate der AG diskutiert werden, wie etwa Tagungen, Workshops oder Publikationen.

Beiträge können unter anderem zu folgenden Themen angemeldet werden:

  • Nutzung von Geodaten (Referenzierung, Distanzkonzepte, Mapping)
  • Implikationen räumlicher Analysen für Theorie und Implikationen theoretischer Fragen für räumliche Analysen (beispielsweise in Bezug auf räumliche Distanz)
  • Experimente mit räumlichem Bezug (Feldexperimente, natürliche Experimente, Surveyexperimente)
  • Mixed Methods in der Stadt- und Regionalsoziologie
  • Kontexteffekte von Merkmalen räumlicher Einheiten (Verfügbarkeit, Modellierung, Interpretation)
  • Methodische und methodologische Grundlagen empirischer Forschung in der Stadt- und Regionalsoziologie

 Abstracts (max. 2 Seiten) senden Sie bitte bis zum 30.11.2018 an die Organisatoren: knut.petzold@rub.de oder thomas.woehler@uni-konstanz.de

 Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

Knut Petzold & Thomas Wöhler