Raccontare la sopravvivenza

Ausstellung in Sant'Anna di Stazzema, Fabbrica dei Diritti, 11.-25. August 2024

Die Ausstellung "Raccontare la sopravvivenza" wurde am 11. August 2024 von Dr. Sarah Seidel, Dr. Maria Lidola und Petra Quintini zusammen mit der Überlebenden des Massakers Adele Pardini, dem Präsidenten der Associazione Martiri di Sant'Anna, Umberto Mancini, und Studierenden der Universität Konstanz sowie im Beisein des Leiters des Parco Nazionale della Pace, Michele Morabito, des Generalsstaatsanwaltes des Obersten Militärgerichts in Rom, Marco De Paolis, dem Sekretär der Associazione Martiri, Graziano Lazzeri, und vielen Protagonist:innen der Ausstellung in Sant'Annna di Stazzema eröffnet.

Die Räume der Fabricca dei Diritti waren in insgesamt zehn Themenbereiche untergliedert. So beschäftigten sich die Filme, Videoinstallationen, Photographien, Podcasts und Soundscapes, Textinstallationen und Objekte mit der Frage damit, wie unterschiedlich die Überlebenden, ihre Kinder und Enkelkinder über das Massakers, dessen Überleben und das Leben danach erzählen. Sichtweisen und Erinnerungsarbeit anderer Akteur:innen wurden ebenso präsentiert, so von Künstler:innen, Filmschaffenden und Schriftstellern, Journalist:innen, Politikern und Aktivist:innen.

Themen und Fragestellungen waren:

  • Landschaft und Erinnerung: wie erzählen heute Zeitzeug:innen mittels der und über die Landschaft um Sant’Anna ihre Erinnerungen? Welche Erinnerungen werden durch die Landschaft getragen und aufrecht erhalten?
  • Ort des Massakers, Ort des Alltags: Verschwinden, Erhalten, Erneuen. Wie leben und erleben Überlebende und ihre Nachkommen den Ort und die Gehöfte um Sant’Anna? Soll oder lässt sich Alltag an diesem Ort herstellen?
  • Orte des öffentlichen Gedenken in semantischen Verschiebungen: Welche Veränderungen bezeugen die Gestaltung von und der Umgang mit öffentlichen Gedenkstätten in der Erinnerungsarbeit und den Politiken des Erinnerns?
  • Materialitäten und Erzählweisen des privaten Erinnerns und Gedenkens: Welche Formen und Mittel des Erzählens und Schweigens halten Objekte bereit? 
  • Ritualisierungen als Aufrechterhaltung des Gedenkens zwischen Alltag und Event: Welche Bedeutung haben persönliche Rituale für das Überleben? Wie ambivalent gestalten sich öffentliche Rituale der Erinnerungsarbeit?
  • Erinnerung archivieren: Bedeutung, Persistenz und Flüchtigkeit von Dokumenten und sozialen Medien in der privaten wie öffentlichen Erinnerungsarbeit von Überlebenden und ihren Nachkommen
  • Ausdruck für das Unaussprechliche finden: Poesie als Möglichkeit; Erinnern in anderen Worten
  • In den Worten der Anderen, Erinnern in anderen Formen: Sant’Anna in/und Musik, Graphik, Malerei, Film und Literatur in Italien und Deutschland
  • Translokale Verknüpfungen: Sant’Anna im regionalen Kontext nationalsozialistischer und faschistischer Verbrechen damals sowie regionaler und transanationaler Aktivismus gegen das Vergessen heute
  • Erzählweisen des Rechts: Perspektiven auf die juristische Aufarbeitung in Italien und in Deutschland