Persönlichkeit oder soziales Umfeld? Welche Einflussfaktoren bedingen ein Verbleiben von jungen Frauen in der „leaky tech pipeline“?
Projektbeschreibung
Ziele und zentrale Forschungsfragen
Das Forschungsprojekt soll untersuchen, welche Faktoren dazu führen, dass (1) Studentinnen aus MINT-Fächern (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik) in andere Studienfächer wechseln und (2) Absolventinnen dieser Studienfächer sich gegen einen Berufsstart im MINT-Bereich entscheiden. Dabei analysieren wir insbesondere, welche Rolle die Persönlichkeit auf der einen Seite und soziale Einflussfaktoren auf der anderen Seite spielen. In ingenieur- und technikwissenschaftlichen Studiengängen und Berufen sind Frauen unterrepräsentiert, während das Geschlechterverhältnis in der Mathematik und den Naturwissenschaften eher ausgeglichen ist. Daher wird systematisch zwischen Ingenieur- und Technikwissenschaften einerseits und Mathematik und Naturwissenschaften andererseits unterschieden.
Hintergrund
Es existieren weiterhin große Geschlechterunterschiede bei der Studienfachwahl, im anschließenden Studienverlauf und bei der Berufsausübung. Selbst wenn sich Frauen für ein Studium im MINT-Bereich entscheiden, verlassen sie im Falle eines Abbruchs den Bereich eher als Männer. Zudem arbeiten Frauen mit einem Hochschulabschluss im MINT-Bereich seltener in einem MINT-Beruf als ihre männlichen Kollegen und sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Den über den Lebensverlauf sinkenden Frauenanteil im ingenieur- und technikwissenschaftlichen Bereich bezeichnen wir als „leaky tech pipeline“. Für Deutschland gibt es bislang keine repräsentative Studie, die diese Entwicklung von Frauen in der „leaky tech pipeline“ im Längsschnitt untersucht.
Methoden
Zur Beantwortung der Fragestellung sollen die Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS, Startkohorte 5) analysiert werden, die die Bildungs- und Erwerbsverläufe einer Kohorte von Studierenden umfassen, die im Wintersemester 2010/11 ein Studium an einer deutschen Hochschule aufgenommen haben. Die Daten enthalten zahlreiche Informationen über Persönlichkeitseigenschaften (Big Five, Risikoaversion und Selbstwirksamkeit). Zudem lässt sich nachvollziehen, welchen Einfluss Eltern, Peers, Partner*innen und Lehrkräfte bei der Entscheidung haben, in der „leaky tech pipeline“ zu verbleiben oder diese zu verlassen.
Fördereinrichtung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektlaufzeit
2020 - 2023
Projekt Partner
Publikationen
Veröffentlichungen
Stefani, A. (2024). Parental and Peer Influence on STEM Career Persistence: From Higher Education to First Job. Advances in Life Course Research, 100642. https://doi.org/10.1016/j.alcr.2024.100642
Stefani, A., Minor, R., Leuze, K., & Strauß, S. (2024). Empirical challenges in assessing the “leaky STEM pipeline”: How the research design affects the measurement of women’s underrepresentation in STEM. International Journal of STEM Education, 11(1), 54. https://doi.org/10.1186/s40594-024-00512-4
Minor, R., Leuze, K., & Winkler, E. (2023). Is there a “STEM Personality” in Germany? Linking Personality Traits with STEM Occupational Aspirations in German Secondary Education. (2023). International Journal of Gender, Science and Technology, 15(3), 264-294. https://genderandset.open.ac.uk/index.php/genderandset/article/view/1454
Meyer, J, Strauß, S. The influence of gender composition in a field of study on students' drop‐out of higher education. Eur J Educ. 2019; 54: 443– 456. https://doi.org/10.1111/ejed.12357